Im Inneren von jedem von uns lebt eine Teilpersönlichkeit, die all unsere Erinnerung daran bewahrt hat, wie es war, als wir noch ein Kind waren. Dieses kindliche Selbst ist die Quelle unserer Unbeschwertheit, unserer Lebensfreude und unseres Urvertrauens in das Leben. Es trägt aber auch die Erinnerungen an unsere Ängste in sich, unsere Verzweiflungen und die schweren Situationen, die wir schon durchgestanden haben.
Hier sind sechs Dinge, die wir unserem kindlichen Selbst sagen sollen, wenn wir ihm auf unserer Reise nach innen begegnen. Die Sätze sind eine erprobte Folge aus der Aufstellungsarbeit, mit denen kindliche Anteile integriert werden.
1. „Wie schön, dass Du da bist, und wie schön, dass Du genau so bist, wie Du bist.“
Kinder wollen mit dem ganzen Herzen wahrgenommen werden und spüren, dass es für sie einen sicheren Platz gibt. Unser kindliches Selbst ist mit einer ganz eigenen Persönlichkeit in diese Welt gekommen und vielleicht ist diese nie angemessen begrüßt worden. Deshalb ist es heilsam, diese Begrüßung von Zeit zu Zeit nachzuholen.
2. „Du bist goldrichtig! Wie schade, dass die Menschen um Dich das oft nicht gemerkt haben.“
Kinder werden schon sehr früh mit fremden Erwartungen und Rollen überfrachtet. Diese fremden Erwartungen erleben sie als einen Zweifel an ihrem eigenen Selbst und so beginnt ein langer trauriger Kampf um Anerkennung, der mit den Mitteln der Anpassung gekämpft wird. Oft haben wir sogar gelernt unser kindlicher Selbst ganz durch die „Brille“ anderer zu betrachten und haben vielleicht sogar angefangen es abzulehnen. Doch es gibt jederzeit die Möglichkeit, diese Brillen abzunehmen und zu erkennen, dass an dieser kleinen Version von uns nichts verkehrt ist.
3. „Danke, dass Du das damals alles ausgehalten hast! Du bist sehr stark!“
Auch wenn das innere Kind in unserer Vergangenheit viel ertragen mussten und die Erinnerung an viele Wunden in sich trägt, so ist die Tatsache, dass wir jetzt hier sind, der beste Beweis dafür, dass unser kindliches Selbst eine unglaubliche Kraft in sich trägt. Im Inneren ist das kindliches Selbst immer ganz geblieben und hat unser Urvertrauen und unsere Lebensfreude, mit der wir mal in diese Welt gekommen sind, für uns aufbewahrt und gehütet wie einen Schatz. Durch unsere Dankbarkeit können wir mit diesen Qualitäten wieder in Kontakt kommen und erkennen, dass sie vielleicht versteckt waren, aber nie verloren gegangen sind.
4. „Damals konnte ich Dich nicht schützen – doch jetzt lasse ich nicht mehr zu, dass Du überfordert und übergangen wirst!“
Als wir klein waren, da waren unsere Möglichkeiten sehr begrenzt und unsere einzige Möglichkeit mit überfordernden und verletzenden Situationen umzugehen, bestand darin uns anzupassen – meist gegen unseren Willen. Zu groß war die Angst, alleine dazustehen. Doch jetzt haben wir die Kraft und die Fähigkeiten unserem kindlichen Selbst den Schutz zukommen zu lassen, den es schon immer gebraucht hat und ihm damit die Last abzunehmen, es selbst übernehmen zu müssen.
5. „Ich vertraue Dich nicht länger irgendwelchen wildfremden Menschen an! Für mich bist Du die Nummer 1!“
Unterbewusst haben wir schon immer gespürt, dass da dieser wunde und zarte Punkt in uns ist. Und da es uns selber oft zu viel war, sich dem Schmerz des kindlichen Selbst anzunehmen, haben wir unsere Hoffnungen in andere Menschen gesteckt. Leider sind wir dabei stets noch mehr enttäuscht und verletzt worden. Doch das kindliche Selbst hat nie die Aufmerksamkeit von jemand anderen gebraucht. Nur unsere Achtsamkeit und das Versprechen unseres Schutzes.
(Das heißt nicht, dass wir keine Hilfe annehmen dürfen – die Verantwortung jedoch tragen wir.)
6. „Das Schwere, das darfst Du in Zukunft mir überlassen – bei mir darfst Du ganz Kind sein. Du darfst Spielen, Lachen und auch mal Traurig sein. Keine Angst – ich stehe Schmiere!“
Viel zu lange hat sich unser kindliches Selbst mit Dingen rumschlagen müssen, die für Kinder schlicht eine Überforderung darstellen. Jetzt ist es an uns, ihm diese Dinge abzunehmen um ihm einen geschützten Raum in unserem Inneren zu schaffen. Und im Austausch dafür wird es uns lernen, die Welt wieder mit der Unschuld und der Freude eines Kindes zu betrachten.